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Muckelchen und der Schnee
An einem Nachmittag am Anfang der Adventszeit saß Muckelchen am Fenster und starrte missmutig hinaus.
„Sag mal, Muckelchen, was schaust du denn so schlecht gelaunt aus dem Fenster?“, fragte Mama.
„Guck doch mal selbst, dann siehst du es ja!“, meinte Muckelchen.
Mama schaute nun auch aus dem Fenster. Ganz genau schaute sie, denn sie konnte nicht erkennen, worüber ihr Muckelchen sich ärgerte. „Ich sehe nichts!“, sagte sie deshalb.
„Das ist es ja!“, sagte Muckelchen. „Ich sehe auch nichts und ich sähe so gern Schnee!“
Mama lachte leise. „Ach so!“, sagte sie.
„Ich wünsche mir Schnee, so sehr wünsche ich mir Schnee“, meinte Muckelchen, ihrer Stimme konnte Mama anhören, dass sie kurz vorm Weinen war.
„Ach Muckelchen, du bist doch schon ein großes Mädchen und weißt genau, dass schlechte Laune daran gar nichts ändern wird!“, sagte Mama und seufzte tief.
Mit einem Mal hellte sich Muckelchens Gesicht auf. Opas Auto war in die Hofeinfahrt gefahren. Das war fast genauso gut wie Schnee, vor allen Dingen viel zuverlässiger. Auf Opa und Oma konnte man sich verlassen.
Muckelchen hüpfte durch den Flur zur Haustür und öffnete sie.
„Wie schön, dass ihr da seid!“, rief sie den Großeltern zu. „Habt ihr zufällig etwas Schnee mitgebracht?“
„Aber Muckelchen!“, sagte Opa. „Schnee kann man doch nicht so einfach von irgendwoher mitbringen, der schneit aus den Wolken, wenn es so weit ist.“
Muckelchen nickte. Natürlich wusste es das und auch wenn alle noch immer Muckelchen zu ihr sagten, dann war sie doch schon ein großes Mädchen, das genau in der Welt Bescheid wusste.
„Aber“, Oma mischte sich nun ein, „natürlich haben wir dir trotzdem etwas mitgebracht und ein bisschen Schnee ist sogar auch dabei.
Da bekam Muckelchen große Augen. Oma reichte ihr ein buntes Päckchen. „Sei aber vorsichtig, Muckelchen. Es ist zerbrechlich!“, sagte sie.
Muckelchen setzte sich auf den Fußboden im Wohnzimmer und packte sehr behutsam das Päckchen aus – zuerst löste sie die Kordel, dann zog sie einen Klebestreifen nach dem anderen vorsichtig ab und endlich konnte sie das bunte Papier abwickeln. Zum Vorschein kam: eine Schneekugel. Darin saß ein Mädchen, das dem Muckelchen sehr glich. Es hatte genauso lustige Kringellöckchen und trug einen roten Pulli, Muckelchens Lieblingspulli. Wenn man die Kugel schüttelte, dann saß das Muckelchen in der Kugel im Schnee, ganz so, wie es sich das echte Muckelchen wünschte.
Das war ein wunderbares Geschenk. Und als es am nächsten Tag auch noch „in echt“ schneite, da war unser Muckelchen noch glücklicher, das kannst du dir sicher vorstellen, oder?
© Regina Meier zu Verl
