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Als der kleine Rabe eine Weihnachtskugel fand

Der kleine Rabe hatte Ärger mit seinen Rabenfreunden.
„Du bist keiner von uns“, sagten die. „Ein rechter Rabe klaut auch wie ein Rabe.“
„Ich mag aber nicht stehlen“, murrte der kleine Rabe, doch die anderen lachten und flogen davon.
Traurig folgte ihnen der kleine Rabe über verschneite Felder zu der kleinen Stadt. Die war glitzerfunkelbunt geschmückt und viele Leute waren unterwegs. Weil bald Weihnachten war, wie es der kleine Rabe erlauschte.
Unter ‚Weihnachten’ konnte er sich nicht viel vorstellen. Er sah nur, dass es etwas sehr Schönes sein musste. Neugierig ließ er sich beim Weihnachtsmarkt auf einer Lichtertanne nieder und beobachtete das Treiben ringsum. Viele Verkaufsstände gab es hier zu sehen, und von überall her hörte er fröhliches Kinderlachen.
Das gefiel ihm so gut, dass er bis zum Abend auf der Tanne sitzen blieb. Längst waren die Kinder nach Hause gegangen und die Händler hatten ihre Buden verschlossen. 
Der kleine Rabe wollte sich gerade auch auf den Heimweg machen, als er ein Glitzern auf dem Boden sah. Neugierig setzte er sich vor das Glitzerding. Es war eine Weihnachtskugel, die jemand zerbrochen und weggeworfen hatte.
„Du bist schön!“, sagte er. „Ich mag dein Glänzen. Aber warum liegst du hier auf dem Boden?“
„Weil man mich kaputt gemacht hat. Siehst du das Loch?“, klagte die Weihnachtskugel. „Ich bin nun keine rechte Weihnachtskugel mehr.“
Der kleine Rabe nickte. „Ich bin auch kein rechter Rabe“, erklärte er. „Das sagen meine Freunde, weil ich kein Klaudieb bin. Dumm, nicht? Doch jetzt muss ich los zurück in den Wald.“
„Nimmst du mich mit?“, fragte die Weihnachtskugel. „Hier bin ich nutzlos.“
Der kleine Rabe freute sich. „Für mich bist du üüüberhaupt nicht nutzlos“, sagte er.
Er nahm die Kugel vorsichtig in den Schnabel und flog mit ihr zu den Bäumen am Waldrand, wo seine Familie hauste. Dort hängte er sie an den obersten Ast der größten Tanne und setzte sich daneben.
Die Weihnachtskugel strahlte. „Schön ist es hier“, sagte sie und drehte sich im Wind.
„Stimmt“, sagte der Mond, der hinter einer Wolke hervorkam. „Sogar wunderschön ist es hier.“
Und er schickte einen Lichtstrahl zu der Weihnachtskugel, die nun wie verzaubert glänzte und funkelte. Wie ein Wunderzauberlicht sah das aus.
Die Tiere im Wald staunten und alle wollten auf der Tanne Platz nehmen und die Weihnachtskugel anschauen.
„Du bist doch ein rechter Rabe“, riefen die Freunde des kleinen Raben. „Nun hast du auch etwas geklaut.“
Der kleine Rabe aber lächelte nur. Es war ihm egal, was die anderen Raben dachten. Er schaute bewundernd zu seiner neuen Freundin, der Weihnachtskugel, hinüber. Bestimmt würden sie noch viele glitzerfunkelhelle Winternächte miteinander verbringen.

© Elke Bräunling

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Weihnachtskugel, Bildquelle © pixel2013/pixabay