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Minna Maus hat kalte Füße

Der Teich im Stadtpark war zugefroren. Die Kinder warteten sehnsüchtig darauf, dass die Stadt ihn zum Schlittschuhlaufen freigab. Doch noch war es nicht so weit. Die Eisfläche war so dünn, dass auch die Eichhörnchen und Hasen sie sehr vorsichtig betraten. Nur die kleinen Parkmäuse, die hatten ihren Spaß auf dem Eis. Es gehörte ihnen fast ganz alleine.
Hui, war das eine Freude, so richtig mit Anlauf über das Eis zu schliddern. Sogar ein Tänzchen wagten sie, immer im Kreis ging es. Was für ein Spaß!
„Winterzeit ist Mäusezeit“, rief eine und juchzte. „Keiner hat uns je erzählt, wie wunderschön es ist, wenn unser See eine kalte Decke hat.“
„Stimmt“, rief eine andere. „Für mich kann es immer so bleiben.“
Nur Minna, eine der älteren Mäuse jammerte.
„Meine Füße sind so kalt. Ich kann mich einfach nicht an diese Kälte gewöhnen.“ Sie betrachtete ihre winzigen rosa Füßchen. „Schaut nur, sie werden schon ganz blau!“
„Was bist du aber auch empfindlich!“, schimpfte ihre große Schwester Almina. „Unsere Mäusepfötchen sind doch für diese Decke im See wie geschaffen. Warum sonst, glaubst du, können wir sie betreten und die anderen Tiere nicht?“
„Nun hör sich das einer an!“, Felix Maus lachte laut los. „Frauenlogik!“
„Ja, wir sehr klug, nicht wahr?“, Almina verstand zwar das Gelächter nicht, aber es gefiel ihr, dass Felix ihre Antwort als logisch empfand. Der aber konnte sich gar nicht mehr beruhigen vor lauter Lachen. „Oh Mann!“, rief er immer wieder und die Mäusejungen und Männer stimmten mit ein.
„Das ist nicht lustig!“, erklang eine tiefe Brummstimme.
Kater Bruno war’s, der am Ufer des Sees stand und grimmig auf die tanzenden Mäuse starrte. „Wenn’s diesen Mäusen zu bunt wird, tanzen sie gleich auf dem Eis.“ Und wieder versuchte er, die Eisdecke zu betreten.
„Komm doch, Bruno, fang uns!“, rief Almina und Minna flitzte schnell wieder mitten auf den Teich. Plötzlich hatte sie keine kalten Füße mehr, ihr wurde ganz heiß bei dem Gedanken, dass Bruno es schaffen könnte zu den Mäusen zu gelangen. Der aber gab auf, es war einfach zu gewagt, die dünne Eisschicht zu betreten. Er war viel zu schwer für ein solches Unternehmen. Aber aufgeben, das würde er auch nicht. Er hatte Zeit.
„Ich habe Zeit“, rief er auch gleich auf den See hinaus. „Irgendwann wird es euch zu kalt sein hier draußen und ihr müsst zurückkehren. Oder das Tauwetter kommt. Ha! Wie schnell werdet ihr dann ans Ufer flitzen! Und ich, ich bin dann da und erwarte euch.“
„Träum nur weiter!“, riefen da die Mäuse. Auf diese Entfernung hin waren sie sehr mutig. Irgendwann würde dem Bruno auch kalt werden und er würde verschwinden, so lange verließen sie eben den Teich am anderen Ufer, wenn sie nach Hause wollten. War doch ganz einfach!
Aber auch ihnen wurde langsam kalt. Schwer und immer schwerer fühlten sich ihre kalten Füßchen an und der Weg zur anderen Seite des Sees erschien ihnen auf einmal so weit. Zu weit. Aber was tun? Ganz nahe am Ufer saß Bruno noch immer und wartete. Nein, er lag da … und schlief.
„Einmal nur die Füße in sein weiches, warmes Fell kuscheln, hach, das wäre fein“, seufzte Minna. Erschrocken wisperten die anderen Mäuse: „Bist du verrückt? Wir schleichen uns nun an ihm vorbei und gehen nach Hause!“ Almina trippelte voran und alle anderen hinter ihr her.
Als sie endlich in ihrer Höhle angekommen waren, atmeten sie erleichtert auf. doch wo war Minna?
Die schlief doch tatsächlich in Brunos Fell. Ganz vorsichtig war sie auf ihn geklettert und ruhte nun in seinem Nacken. Sie träumte von der Sonne und auch der Bruno träumte von einer kleinen Maus, die ihn kitzelte und er lächelte im Schlaf.

© Regina Meier zu Verl & Elke Bräunling