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Felix und die Kulleraugen

„Hey, ihr seht ja aus wie Augen! Kulleraugen!“, rief Felix, als Mama das Backblech aus dem Ofen holte.
„Das sind wir auch, so nennt man uns“, wisperten die frisch gebackenen Plätzchen.
„Was?“ Felix wurde ein wenig blass. Wer hatte da gesprochen? Die Plätzchen mit dem komischen Namen etwa? Wow! Das wäre echt cool!
„Wenn ihr sprechen könnt“, fragte er, „könnt ihr mich dann auch sehen mit euren Kulleraugen?“
„Klar, wir sehen dich“, antworteten die Plätzchen im Chor.
„Felix, führst du wieder Selbstgespräche?“, fragte Mama. Sie holte ein neues Teigstück aus dem Kühlschrank und legte es auf das Brett. „Hilf mir, die nächsten Kugeln zu formen!“, bat sie.
Felix nickte. Sprechen konnte er gerade nicht. Er musste nachdenken. Außerdem würde Mama ihm nie im Leben glauben, dass die Plätzchen eben mit ihm gesprochen hatten.
„Stimmt`s?“, flüsterte er und die Kulleraugen nickten. Alle auf einmal und dreimal hintereinander und Felix kicherte.
Eilig formte er eine Kugel nach der anderen aus dem restlichen Teigstück und er freute sich schon darauf, mit dem Kochlöffel eine Mulde hineinzudrücken, diese mit Erdbeermarmelade zu füllen und dann ging es ab in den Ofen.
„Hey, das ist ganz schön heiß hier drin!“, riefen die neuen Kulleraugen und dann noch: „Pass bloß auf, dass wir nicht verbrennen!“
„Ich helfe euch! Wartet! Ich helfe euch!“, rief Felix laut.
Vor Aufregung vergaß er, leise zu sein. Wie konnte man das auch sein, wenn jemand um Hilfe rief? Und ehe Mama, die etwas verdutzt dreinblickte, etwas sagen konnte, griff Felix zu der Karaffe mit dem frisch gepressten Zitronensaft und den Eiswürfeln und rannte zum Backofen hinüber.
„Hey! Hilfe!“, klagten die Kulleraugen.
„Hey, Achtung! Was tust du da?“, beschwerte sich Mama.
„Ich kommeeee!“, rief Felix.
Im letzten Moment konnte Mama verhindern, dass Felix das eisgekühlte Zitronenwasser in den Backofen kippte. Die Tür hatte er bereits geöffnet.
„Was ist denn nur in dich gefahren?“, rief sie und stellte mit einem lauten Knall die Karaffe auf der Arbeitsplatte ab.
„Das hätte ein Durcheinander gegeben und gefährlich war es auch!“, schimpfte sie.
„Ich, ich wollte doch nur den Kulleraugen …“, rief Felix und verstummte plötzlich. Alle Kulleraugen im Backofen verzogen vor Schreck nämlich ihre Kulleraugen auf einmal so schmerzlich, dass sie wie dicke traurige Smileys aussahen.
Felix erschrak. Er hatte seinen neuen Freunden doch nur helfen wollen.
„Da, schau!“, stammelte er und deutete auf das Backblech.
„Was ist da?“ Mama beugte sich nun zum Backofenfenster hinab. „Ich sehe nichts. Die Plätzchen sind noch nicht fertig gebacken. Du musst dich gedulden!“, sagte sie.
Ganz friedlich lagen sie da auf ihrem Blech und verzogen keine Miene, dabei hatten sie eben noch Zeter und Mordio geschrien. Felix verstand nun gar nichts mehr, hatte er das nur geträumt?
Hatte er nicht! Ganz deutlich hörte er sie kichern. Sie lachten ihn aus, diese blöden Kulleraugen.
„Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt!“, drohte Felix. „Aufessen werde ich euch, bis kein Krümelchen mehr von euch übrig ist.“
Und das machte er dann auch – aber erst, als sie abgekühlt waren.

© Regina Meier zu Verl & Elke Bräunling

Rezept:
3 Eigelb, 150g Butter, 150 g Zucker, 250 g Mehl, 1 Teelöffel Backpulver, 1 Prise Salz, Marmelade nach Geschmack
Eigelb, Butter und Zucker mixen, nach und nach das Mehl dazugeben, gut durchkneten, Teig im Kühlschrank ruhen lassen. Dann walnussgroße Stücke abteilen, in den Händen zu einer Kugel formen, mit dem Kochlöffel die Vertiefung für die Marmelade eindrücken, füllen mit Marmelade. Ab in den Ofen 170 Gr. Umluft für ca. 15 Minuten (nicht mit Eiswasser ablöschen, sondern geduldig warten, bis sie leicht braun sind, die Kulleraugen)